Beim Wissen geht es um einen Sachverhalt, der Wissenschaftlich untersucht werden kann. Dieser Sachverhalt kann entweder wahr sein oder nicht – oder wir wissen es einfach nicht bzw. noch nicht. Das Nichtwissen oder Noch nicht Wissen durch Glauben zu ersetzen, macht aber keinen Sinn. Vernünftigerweise würde man hier schlicht sein Nichtwissen eingestehen und weiter untersuchen bzw. ergebnisoffen weiter diskutieren.
Der Unterschied zwischen Wissen und Glauben wird dadurch noch weiter verkompliziert, dass auch das Wissen oft letztlich hypothetisch ist und bleibt; Wir halten unser Wissen für wahr, blenden aber gerne aus, dass wir mit Sicherheit wissen, dass wir sehr vieles nicht wissen und nicht verstehen.
Eine Aussage kann durch Nichtwissen und Auslassen schlussendlich falsch werden, auch wenn alles Gesagte zutrifft.
Glauben, würde ich sagen, ist „epistemisches Wissen“. Manchmal wird es auch Bauchgefühl genannt. Epistemisch ist die Erkenntnislage des Einzelnen, mit seinem persönlichen Wissen in der aktuellen Situation, es ist ein Akt der Interpretation. Hier Konstruieren wir Bedeutung, erschaffen eine Wirklichkeit entlang unserer Einstellungen, unserer Vorerfahrungen und unserer kulturellen Sozialisation. Im Bezug zur Welt im Ganzen ist es, dass was wir von der Welt zum gegebenen Zeitpunkt und durch die Systematische selbst Reflektion wissen.
Im allgemeinen Sprachgebrauch ist Glaube meist eine abgeschwächte Form des Wissens und bezieht sich vor allem auf Inhalte, über die prinzipiell gar kein gesichertes Wissen vorliegen kann. Darüber hinaus beschreibt Glaube häufig eine Haltung der persönlichen Zustimmung und einer positiven Einschätzung, dies dann auch im Sinne von Vertrauen; auch in dieser Hinsicht kann prinzipiell kein sicheres Wissen vorliegen. Unsicherheit bzw. Zweifel gehören also zu jedem Glauben; sonst wäre der Glaube Wissen. Wissen und Glaube unterscheiden sich dann entlang zweier Dimensionen: Erstens im Grad der allgemein anerkannten Gewissheit der Aussagen bzw. Sachverhalte, auf die man sich epistemisch bezieht und zweitens im Grad der persönlichen, individuellen Beteiligung bzw. Zustimmung.
Glaube ist individuell und persönlich.